( 04.04.00)

 

Gruppenauftrag-

 

Hugo B. betritt einen CD Laden

 

Erstelle                  a)    5 Situationen mit normalem Verhalten

b)       5 Situationen mit abweichendem Verhalten

 

abweichendes Verhalten äußert sich in Verstößen gegen:

 

- geltendes Recht

- gegen den Brauch

- gegen die gute Sitte

- sowie gegen positive Normen

                                                                              Normen sind :

                                                                                                              Kultur spezifisch

                                                                                                              Wandelbar

                                                                                                              & situationsbezogen

Bsp.:      Körperverletzung oder Tötung sind generell verboten, jedoch ein Polizist in Notwehrsituation....?

 

 

ALLGEMEINE DEFINITION von abweichendem Verhalten:

 

Von abweichendem Verhalten spricht man, wenn von einer Gruppe per Norm erhobene Verhaltensaufforderungen  und das tatsächliche Verhalten nicht übereinstimmen und für diesen Vorgang negative Sanktionen innerhalb des gesellschaftlichen Systems der sozialen Kontrolle vorgesehen sind

 

 

Funktionen von abweichendem Verhalten:

 

            Dys                                                                En

                Eher negative Funktion                                                         eher positive Funktion,“förderlich für die Gesellschaft

-  Aushöhlung                                                  -  Innovationen d.h. Veränderung z.B. durch                                                                                                                                 Streiks und Demos

-  Desorganisation                                           -  Definitionsaspekt d.h. Norm wird verdeutlicht

            -  Desintegration                                              -  Solidarisierungsaspekt

                                                                                              > stabilisierende Funktion für die Gesellschaft

                                                                                                                                 Bsp. „Wir guten Deutschen, ihr bösen Amis

                -  Verunsicherung                                            -  Ventilfunktion

                        wenn man nicht mehr weiß, was richtig ist

            -  Belastung

 

 

 

Thema: Subkultur

 

Gliederung des Themas/der Stunde(n) :

02.05       *Einleitung                                             *Begriff Subkultur                                 *negativistische Subkultur (Cohen)

                *Fallbeispiel/Gruppenarbeit

09.05       *Wiederaufnahme der Gruppenarbeit   *Merkmale von Subkulturen                 *Warum entstehen Subkulturen

                *Funktionen von Subkulturen               *Handlungsimplikationen „was ergibt sich daraus“

 

Eine Subkultur muß nicht zwangsläufig abweichendes Verhalten zeigen!

 

 

*Subkultur im abweichendem Verhalten wird durch die Anemietheorie verdeutlicht*

( Anemietheorie – begründet durch anomischen Druck – d.h. Personen weichen vom normalen Verhalten ab, bei    

   großer sozialer Ungleichheit)

 

 

Subkulturen sind Unterkulturen mit eigenen Werten, Normen und Idealen, die neben oder unterhalb der normalen Gesellschaft angesiedelt sind. Sie unterscheiden sich durch bestimmte Merkmale von der übrigen Gesellschaft

 

Auch möglich:   eine aus vielen Subkulturen und Gruppen zusammengesetzte Gesellschaft mit wenig gleichen Ideen und Normen

                                   Bsp.: amerikanische Städte mit eigenen Vierteln für die verschiedenen

Rassen (Latinos, Chinesen, Afroamerikaner....)

 

Subkulturen nach Cohen:

 

...eine durch Leistung bestimmte große Gesellschaft, mit kleinen Randgruppen

-          Randgruppen wirken oft negativ durch Randalismus und Aussprache gegen die Gesellschaft

 

Subkultur Skala

- konform                                                   ....... hauptsächlich                - total abgeschlossen

- erprobt innerhalb                    I- - - - - I - - - - -I abweichendes Verhalten      - sich gegen die sie umgebenden

   gesellschaftlicher Spielräume                                                                gesellschaftlichen Werte

- eigene Lebens & Ausdrucksformen                                                         & Normen wenden

                                                           fließendes Spektrum von konform bis negativ

 

 

2 Annahmen:

1)      Jugendliche teilen im großen und ganzen die Wertorientierung der  

Gesellschaft (hier hauptsächlich Ober- und Mittelschichtsnormen aufgrund unserer   

                            Leistungsgesellschaft)

2)      Jugendliche sind in ihren Handlungen gekennzeichnet durch die Suche   

       nach Status und gesellschaftlicher Anerkennung

        d.h. die Suche nach sich selbst innerhalb einer Gesellschaft

 

Leben zwischen Gegenentwürfen

Lebensentwürfe, die nicht völlig mit der Gesellschaft konform sind und dem totalen Ablehnen des Systems

 

Werden untere Schichten ausgeschlossen, so entstehen Minderwertigkeitsgefühle, da die Statusfindung dadurch gehemmt wird

 

 

 

 

Subkulturen

 

 

Merkmale

 

·        Abgrenzung nach außen

·        Betonung von Aktivität + Konflikt

·        Intime persönliche Kontakte

( face- to- face group )

·        Entwicklung von eigenen Werten + Normen

·        eigene Sprache + Symbole / codes

·        Territoriale Bindung

·        Status und Belohnungssystem

 

 

 

Funktionen

 

·        Identifikationsmöglichkeit

-         Anerkennung

-         Statusverteilung

-         Selbstwertsteigerung

·        Gefühl der Zusammengehörigkeit

·        Vermindert Angst-, Versagens-, & Schuldgefühle

·        Bietet Neutralisierungsstrategien / Recht-

fertigungsstrategien bzw. Möglichkeiten

für das eigene Handeln

·        Gegenwartsorientierung

·        Fördert die Zugehörigkeit

·        Aufbau einer Gegengewalt in der Macht und

Stärke „noch etwas zählt“

·        Verhaltenssicherung

·        Selbständigkeit („Autonomie“)

·        Unabhängigkeit

 

 

 

 

Handlungsanforderungen ( Implikationen )

 

·        Alternativangebote zur Veränderung des Freizeit

Verhaltens

·        Vermittlung von neuen Werten

·        Versuch die Gruppe durch

Zusammenarbeit (mit ihr) aufzuwerten

( Fahrstuhleffekt )

 

 

 

Entstehung von Subkulturen

 

·        Zusammenschlüsse für Personen mit ähnlichen Problemlagen

·        Rückzug aus den Bereichen, die mit dem Erfahren des Versagens identifiziert werden

·        Auffangen von, durch das Scheitern verursachten, Versagensängsten

·        Die Frustration führt zur Abwehr, bis hin zur Kontrakultur

 

 

 

Ätiologischer Ansatz

 

Stigmatisierungsansatz

-         entstand in den 70iger Jahren

-         er hatte in dieser Zeit Hochkonjunktur und beeinflußt bis heute die soziale Arbeit

z.B. Ehebruch ist strafbar

-         etwas wird als abweichend definiert, somit wird ihm die Abweichung zugeschrieben

 

dieser Ansatz hat unterschiedliche Namen:

                                   # Etikettisierung

                                   # Stigmatisierung   (labeling approach)

                                   # Definitionsansatz

                                   # Zuschreibungsansatz

 

Unterteilung des Stigmatisierungsansatze nach Hoymeyen in:

1)      Begriff und Struktur

2)      Folgen

3)      Sozialisation

4)      Funktion

5)      Institution

 

Begriff und Struktur

 

Stigma             = ein Merkmal, an dem man jemanden erkennt

 

-         am Stigmata selbst sind sichtbare und unsichtbare Merkmale vorhanden

* sichtbares Merkmal:           z.B. Körperbehinderung

* unsichtbares Merkmal:       z.B. Homosexualität, Alkoholabhängigkeit

-         diese Zuschreibungen können so weit gehen, daß die ganze Person aus diesem Blickwinkel  betrachtet wird, der Mensch bzw. das Individuum wird also generalisiert von dem Merkmal ausgehend auf die ganze Person bezogen

z. B. Erwin Müller hat mit 14 Jahren

         einen Kugelschreiber geklaut ( Tatsache, Merkmal an sich )

         „Müller der Dieb“                             ( Generalisierung )

 

à     es wird zu einem masterstatus

 

-         die Biographie wird umdefiniert bezogen auf den masterstatus  

„kein Wunder, daß der so ist, der war ja schon früher so...“

-         sehr gravierend ist dies bei Kindern, da man von ihnen verlangt sich weiterhin gleich zu verhalten

 

 

Folgen

 

-         die Aussage wird mit ins Leben übernommen, das Kind traut sich selbst nichts mehr zu und hält sich selber für „doof, minderbemittelt“

-         dies wirkt sich wiederum weiter auf die Laufbahn aus ( Entwicklung, Schule...)

-         Rollenverluste können formell oder informell sein

z.B. formeller Rollenverlust:             Straffällige, Arbeitsplatzverlust

informeller Rollenverlust:           Ende von Beziehung können bis zum Ausschluß aus der Gesellschaft führen!

-         es gibt drei Ebenen:

1.      Ebene – Gesellschaftsverlust (Rollenverlust)

2.      Umgang der Interaktion    

3.      Veränderung des Selbstbildes

 

 

Institutionen

 

Wer schreibt Stigmata überhaupt zu?

·        eine Einzelperson kann nicht stigmatisieren, es läuft als Gruppenprozeß ab,

also von der Gruppe per Norm erhoben

·        die Gruppe muß die intime Gewißheit habe

-         eine bestimmte Basis ist gelegt, so daß ein bestimmtes Verhalten tatsächlich stigmatisiert

werden kann          z.B. heutige Leistungsgesellschaft

                                         à Gruppen welche bestimmte Leistungen nicht erfüllen werden

                                               stigmatisiert (Bsp. Sonderschüler)

-         Institutionen sind die wirksamen Etikettenverteiler ( kraft Amts- & Sachautorität) bekommt man einen Stempel aufgedrückt ( z.B. Richter, Institutionen der SA, etc.)

-         Beratungsstellen mit nichtssagenden Schildern, damit nur Klienten Bescheid wissen

-         Bsp. Ein Haftentlassener wird nach dem Knast stigmatisiert

-         Institutionen haben die Aufgabe, Personen zu kontrollieren und zu identifizieren

-         Welche Handlungsempfehlungen kann man geben um ein Stigma zu revidieren?

Formulierungen:        * statt psychiatrisches Krankenhaus nun Rhein- Mosel     Fachklinik Andernach

                                    * statt Aktion Sorgenkind – Aktion Mensch

                                    * ein Altenpflegeheim richtet ein Café sowohl für die Öffentlichkeit, als auch für die Heimbewohner ein

Deeskalationsstrategien:        d.h. nicht mit Strafe reagieren, sondern den Umgang miteinander erproben

  

 

 

 

 

Bisherige Sichtweise – Resozialisie-

rungsmodell

 

·        Wiederherstellung von Normalität

(als Aufgabe) z.B. gesellschaftlich zurück

                             integrierend, erziehende

à Suche nach “Defizite”

-         Persönlichkeit

-         Sozialisation

-         Soz. Umgebung

à                veraltete Normalitätsvorstellungen

·        Defizite

·        Störungen

-         in der Persönlichkeit

-         in der soz. Umgebung

( Mitte der 80iger Jahre kam die Sichtweise

   auf, daß Kriminalität normal ist)

à                derzeit wieder im Kommen

 

 

Kritik

 

·        im Jugendalter gibt es eine Normalität der Abweichung

·        Ubiqität (durch alle Schichten verbreitet) von

Kriminalität à ubiqitäre Jugendkriminalität

·        passagere / episodenhaft

Kritik der Bewertung

·        Feststellung: Kriminalität im Jugendalter ist in allen

Schichten vertreten; Bagatelldelikte sind schicht-

unabhängig, Sachbeschädigung als Beispiel jedoch

eher der Unterschicht zugeordnet, dh. Die Art des

Deliktes ist eher schichtabhängig

·        Kontextgebunden (Jugendkriminalität ist nicht von langer

Dauer geplant, sondern entsteht aus der Situation

heraus à wichtig für die Sanktionsform

·        entwicklungsbedingt Grenzen ausloten, mit der

gesellschaftlichen Norm experimentieren:

Was ist erlaubt, was nicht – ausprobieren

·        abweichendes Verhalten ist kein Indiz für Persönlichkeits-

probleme und/oder Mängellage

gesellschaftstheoretische Betrachtung

·        Pluralisierung

·        Individualisierung

·        Zunehmende Subkulturen

·        Anonymisierung der Gesellschaft

 

 

Ausblick auf anderen Umgang (Blickrichtungen)

Konsequenzen aus der Kritik

·        Zurückverlagerung in die Lebenswelt

·        Es gibt Diversion (best. Delikte ohne Strafverfolgung)

·        Verschiedene Projekte wurden entwickelt, die alle

Auf alltagsnahen Lösungsstrategien beruhen

·        Maßnahmen: Räume schaffen um Lernerfahrungen im

übertragenen & konkreten Sinn machen zu können

 

 

 

Diversion:

 

·        Begriff: engl. = umlenken à um Polizei, Staatsanwalt, Richter, Urteil

·        Entstand Anfang der 80iger Jahre in den USA

·        Form: (in der BRD zum Verfahrenszeitpunkt durch den Staatsanwalt §45)

a)      Diversion to nothing:          Verfahren wird eingestellt

b)      Diversion with referral:       Verfahren wird unter einer Bedingung eingestellt

Bsp. Erzieherische Maßnahmen (Erziehungskurse, Täter- Opfer Ausgleich)

·        gedacht für leichte bis mittlere Kriminalität – Selektion von Kriminalität > Jugendliche

sollen nicht stigmatisiert werden

·        empirische Erfahrungen:

            Erstdelikte d.h. 25-60% landet in der Diversion

 

USA à Oppertunitätsprinzip = abwägen was möglich ist (Polizei hat hohe   

Entscheidungsgewalt)

BRD à Legalitätsprinzip = Gesetze bestimmen Vorgehensweisen; Polizei weisungsgebunden

                                               die Staatsanwaltschaft

 

pro:

entstigmatisierend, schneller, Jugendangepaßter, entlastet die Justiz, vielfältig einsetzbar

 

contra:

„pädagogischer Schnickschnack“, wenn sich Probleme zeigen doch noch soziale Kontrolle,

Netzerweiterung ( engl. Net widing)